Shaking Hands With Ghosts
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Der künstlerisch verdichtete Audiowalk schafft durch Einsatz von Sound-Collagen, Stimmen von Zeitzeugen und Video- Einspielern ein dichtes atmosphärisches Bild von der Geschichte der AG Weser. Die wechselvolle Geschichte erzählt von glamourösen Luxusdampfern genauso wie wie von Kriegsschiffen und Zwangsarbeit. Sie erzählt von Megatankern, Ölkrisen und Arbeiterstolz und am Ende von fatalen Fehlspekulationen. Seit der Schließung der Werft sind rund 40 Jahre vergangen und doch bleibt dieses Ereignis bis heute ein unverarbeitetes Trauma der Stadt. Die dramatische Schließung der Werft 1983 wurde zum Mythos, befeuert von einer großen Sehnsucht nach Solidarität und sinnhafter, identitätsstiftender Arbeit. Heute steht auf dem Gelände der ehemaligen Werft in Bremen Gröpelingen die Waterfront Shopping-Mall. So gut wie nichts weist mehr auf die Vergangenheit des Ortes hin. Das Projekt Shaking Hands With Ghosts hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern. Die Bremer Künstlerin Katrin Bretschneider entwickelte im Herbst 2021 gemeinsam mit der Sounddesignerin Ilona Marti und der Dramaturgin Verena Ries eine großangelegte Stadtrauminszenierung: Das Publikum war eingeladen, direkt am Ort des Geschehens, die Werft noch einmal gemeinsam vor dem inneren Auge heraufzubeschwören und bedeutende Stationen der Geschichte symbolisch zu wiederholen.

Dabei geben sich die Geister aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die Hand. Flüchtig, schattenhaft, gespeist von der Kraft kollektiver Erinnerungen und Sehnsüchte. Der interaktive Audiowalk bietet neben historischen Informationen auch Raum für persönliche Reflexion über das, was bleibt und das, was kommt. Es geht um den Wandel des Arbeitsbegriffs und um das eigene Verhältnis zum Thema Arbeit. Die Autorin des Stücks Katrin Bretschneider ist eng mit dem Ort verbunden. Ihre Eltern lernten sich auf der AG „Weser" kennen. Ihre persönlichen Erfahrungen als Werftarbeiterkind fließen ebenfalls in die Geschichte ein. Das Besondere des von ihr und ihrem Team geschaffenen Hör-Denkmals ist die Gleichzeitigkeit von Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit. Einerseits steht es im Netz beständig zur Verfügung. Gleichzeitig braucht es die körperliche Anwesenheit der Betrachter*in: Nur durch das aktive Gehen am Originalschauplatz und nur für den Moment seiner unmittelbaren Präsenz, kann das Kopfkino seine volle Kraft entfalten.

Durch die Überlagerung der verschiedenen Zeitebenen bietet der Hörspaziergang eine spannende Möglichkeit zum Austausch zwischen den Generationen. Problemlos können zwei Kopfhörer an ein Gerät angeschlossen werden. Auf diese Weise können ältere Menschen ohne Mobiltelefon die Tour ganz leicht gemeinsam mit einem jüngeren Menschen machen.

Rezension Kunst umgehen/ Thomas Kaestle

Katrin Bretschneider zu Gast im Literaturhaus-Podcast

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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